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KriegsgräberstättenZur Kartenansicht wechseln

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Dieser Text ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes des Landesverbandes Hessen Zur historischen Aufarbeitung auserwählter Kriegsgräberstätten in Hessen: http://www.volksbund.de/hessen/projekte0/forschungsprojekt0.html

(Text der Informationstafel)

Auf 20 Friedhöfen im Stadtgebiet von Frankfurt am Main haben insgesamt 10.658 Tote des Ersten und Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhe gefunden. Die größten Kriegsgräberstätten liegen auf dem Hauptfriedhof sowie dem Waldfriedhof Oberrad. Einige der auf diesem Friedhof gelegenen Gräberfelder wurden bereits während des Krieges angelegt und später von der Stadt Frankfurt in Zusammenarbeit mit Bund und Land sowie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ausgestaltet. Umbettungen von verschiedenen Stadtteilfriedhöfen trugen zur Erweiterung der Anlage bei. Zu den beigesetzten Toten gehören deutsche sowie ausländische Männer, Frauen und Kinder.Den Mittelpunkt der Anlage bildet das Ehrenmal für die Toten des Ersten Weltkrieges. 1.625 deutsche Soldaten sowie 41 russische und serbische Kriegsgefangene haben im vorderen Teil des Gewann VII ihre letzte Ruhe gefunden. 3.109 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges und zivile deutsche Opfer des Bombenkrieges wurden im hinteren Teil des Gewann VII beigesetzt. Ihre Gräber sind mit rötlichen Sandsteinkreuzen gekennzeichnet. Ein schmaler Weg rechts neben dem Ehrenmal führt zum Mahnmal (Hiob) für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In dem daran anschließenden Gräberfeld wurden 895 ausländische Zwangsarbeitskräfte und Kriegsgefangene sowie 545 deutsche Opfer der Gewaltherrschaft zusammengebettet. Auf der hinteren, rechten Seite im Gewann X haben 113 polnische Tote des Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhe gefunden.
Gräberfeld der deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges
Schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden in Frankfurt zahlreiche Lazarette eingerichtet, in denen schließlich über 8.000 Soldaten versorgt werden konnten. Der Höchststand war am 20. November 1918 mit 122 Lazaretten und einer Kapazität von 13.959 Betten erreicht. Etwa 60% der Lazarettinsassen hatten sich in den Kämpfen an der Westfront Schußverletzungen und Knochenbrüche zugezogen. Die meisten der verwundeten Soldaten starben im Oktober und November 1918.
Gräberfeld der zivilen deutschen Bombenopfer
Von Juni 1940 bis zum März 1945 war Frankfurt zahlreichen Bombenangriffen ausgesetzt. Die schwersten Angriffe erlebte die Frankfurter Bevölkerung zwischen dem 18. und 24. März 1944. Der Altstadtkern und die Innenstadt wurden fast vollständig zerstört, auch Goethes Geburtshaus brannte nieder. Mehr als 180.000 Menschen wurden obdachlos. Die 22-jährige Else Benker (Reihe 25, Grab 4) kam beim Bombenangriff am 22. März 1944 in Ausübung ihres Berufs als Krankenschwester im Marienkrankenhaus ums Leben. Am 12. September 1944 gab es einen weiteren Angriff, bei dem auch der Bockenheimer Luftschutzbunker in der Mühlgasse getroffen wurde. An diesem Tag starben dort zahlreiche Frauen und Kinder, darunter die 28-jährige Katharina Brunner mit ihrem knapp zweijährigen Sohn Karlheinz (Reihe 47, Grab 13 und 14).
Gräberfeld der deutschen und ausländischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft
Unter den deutschen Opfern des Nationalsozialismus finden sich die Urnen von 355 Menschen, die im Rahmen der Vernichtung lebensunwerten Lebens ermordet wurden. Die meisten von ihnen kamen in der Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar ums Leben.
Der elfjährige Alfred Gerlach aus Frankfurt (Block 1G, Reihe 8, Grab 8) war bereits in mehrere Anstalten eingewiesen worden, bevor man ihn am 19. März 1941 von Scheuern nach Hadamar verlegte. Wenige Wochen später wurde er Opfer der Euthanasie und wahrscheinlich in der Gaskammer der Anstalt ermordet. Wie in vielen anderen Städten des Deutschen Reiches wurden während des Krieges auch in Frankfurt Tausende von Zwangsarbeitskräften bei ortsansässigen Rüstungsbetrieben  eingesetzt. Mehr als 500.000 Menschen mußten beispielsweise für die I.G. Farben AG arbeiten. Meistens kamen sie aus der ehemaligen Sowjetunion. Viele von ihnen starben an Krankheit, Entkräftung, Hunger und Unterernährung.  Die 19-jährige Katarina Pritecka (Block A, Reihe 2, Grab 3) starb am 14. April 1945 im Städtischen Krankenhaus. Waldemar Judicki (Block N, Reihe 1 Grab 33) wurde als Lagerarbeiter beschäftigt und kam am 9. März 1945 im Alter von 20 Jahren ums Leben. Die Todesursachen sind in beiden Fällen unbekannt.
Gemeinschaftsgrab der KZ-Häftlinge
Etwas abseits findet sich im Gewann E das Gemeinschaftsgrab von 528 KZ-Häftlingen. Es waren vor allem polnische Staatsbürger, die zwischen August 1944 und März 1945 bei den Frankfurter Adlerwerken, einem Außenkommando des KZ Natzweiler, Zwangsarbeit leisten mussten.

Bilder von Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

Karte der Kriegsgräberstätten


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Landesinformation für Deutschland

Kriegsgräberabkommen in Deutschland

Die Gestaltung, der Bau, die Pflege und Unterhaltung von Kriegsgräberstätten wurden im Inland durch die Bundesregierung im "Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"(Gräbergesetz) sowie in der "Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz? (Gestaltungsrichtlinie Inland) festgeschrieben. Demnach wurde die Herrichtung, Pflege und Unterhaltung der Kriegsgräber im Inland den einzelnen Bundesländern übertragen. Die Länder delegieren die Aufgaben zur Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräber in aller Regel an die nachgeordneten Verwaltungseinheiten (Friedhofsträger). Aufgrund der seitens der Bundesregierung vorgenommenen Aufgabenteilung ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Inland nur beratend tätig, setzt sich jedoch im Rahmen des Möglichen und in Zusammenarbeit mit den Friedhofsträgern für die Erhaltung und Pflege der Kriegsgräberstätten im Inland ein.