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KriegsgräberstättenZur Kartenansicht wechseln

Brandau

An der Spitze des Geisbergs wurde die Kriegsgräberstätte Brandau angelegt.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hat die Gräberstätte Mitte der sechziger Jahre errichtet, um Kriegstote aus den südhessischen Landkreisen Darmstadt, Dieburg, Erbach und Groß-Gerau auf diese Weise gemeinsam beizusetzen. In Zusammenarbeit mit Bund und Land, den angeführten Landkreisen und der Gemeinde Brandau konnten Kriegsgräber aus 57 Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung nach Brandau umgebettet werden.

Beim Ausbau der Kriegsgräberstätte wurde der Volksbund von Einheiten der amerikanischen Armee und der Bundeswehr unterstützt.

Hier wurden 461 Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges - 147 deutsche und 306 ausländische Kriegstote aus 15 verschiedenen Nationen sowie acht Unbekannte - beigesetzt. Neben gefallenen deutschen Soldaten und zivilen Bombenopfern haben hier vor allem sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene sowie sowjetische und polnische Zwangsarbeitskräfte ihre letzte Ruhe gefunden. Unter den Toten sind auch sogenannte Displaced Persons, d. h. Überlebende der Zwangsarbeit und der verschiedenen Konzentrationslager, die noch nach Kriegsende an den Folgen der jahrelangen Misshandlungen starben.

Mit der feierlichen Einweihung durch den damaligen hessischen Innenminister Heinrich Schneider wurde die Kriegsgräberstätte am 25. September 1966 in die Obhut der Gemeinde Brandau gegeben.

Jugoslawische Kriegsgefangene aus den Stammlagern Bad Orb und Ziegenhain wurden ebenfalls in Brandau beigesetzt. In vielen Fällen waren sie wegen Tuberkulose in das Lazarett Klein-Zimmern eingeliefert worden. Die teils umständebedingte, teils gezielte Vernachlässigung der Ernährung und der medizinischen Versorgung führte zum Tod der erkrankten Soldaten.

Etwa 500 weitere sowjetische Kriegsgefangene, die zwischen 1941 und 1945 ebenfalls im Lazarett Klein-Zimmern ihren Krankheiten und Verwundungen erlagen, sind auf der dortigen Kriegsgräberstätte beigesetzt worden. Unter den ausländischen Kriegstoten sind zahlreiche Frauen und Kinder. Einige von ihnen wurden von Nieder-Ramstadt aus umgebettet. Dort gab es sogenannte weibliche Arbeitslager, Familien- und Kinderlager. Viele Kinder kamen zusammen mit ihren zur Zwangsarbeit verschleppten Müttern nach Deutschland. Als Folge der schlechten Lagerbedingungen war die Sterblichkeit unter den polnischen und sowjetischen Säuglingen und Kleinkindern besonders hoch.

Der niederländische Zwangsarbeiter Marinus Derven hat in Brandau seine letzte Ruhe gefunden (Grab-Nr.: 305). Der 24-jährige arbeitete in der Landwirtschaft; als letzter Aufenthaltsort wurde das Lager Rollwald bei Nieder-Roden angegeben. Dieses Lager wurde im Juni 1938 als Strafgefangenenlager eingerichtet. Zu den Haftgründen gehörten neben kriminellen Delikten auch nationalsozialistische Strafbestände wie Landstreicherei, Homosexualität, Vorbereitung zum Hochverrat, Fahnenflucht, Abhören von Feindsendern oder Verbreitung regimekritischer Flugblätter.

Die Gefangenen wurden vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte neben dem Abholzen von Wäldern auch die Entwässerung von sumpfigen Gebieten. Dabei mussten die Gefangenen in Sumpf Gräben ziehen und häufig im kalten Wasser stehen. Bei Arbeitszeiten von acht bis zehn Stunden führte dies oft zu schweren Krankheiten. Marinus Derven ist vermutlich deshalb am 31.03.1944 an einer doppelseitigen Lungenentzündung gestorben.

Bilder von Brandau

Von diesem Friedhof ist noch kein Bildmaterial vorhanden.

Karte der Kriegsgräberstätten


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Landesinformation für Deutschland

Kriegsgräberabkommen in Deutschland

Die Gestaltung, der Bau, die Pflege und Unterhaltung von Kriegsgräberstätten wurden im Inland durch die Bundesregierung im "Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"(Gräbergesetz) sowie in der "Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz? (Gestaltungsrichtlinie Inland) festgeschrieben. Demnach wurde die Herrichtung, Pflege und Unterhaltung der Kriegsgräber im Inland den einzelnen Bundesländern übertragen. Die Länder delegieren die Aufgaben zur Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräber in aller Regel an die nachgeordneten Verwaltungseinheiten (Friedhofsträger). Aufgrund der seitens der Bundesregierung vorgenommenen Aufgabenteilung ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Inland nur beratend tätig, setzt sich jedoch im Rahmen des Möglichen und in Zusammenarbeit mit den Friedhofsträgern für die Erhaltung und Pflege der Kriegsgräberstätten im Inland ein.