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Münster-Nienberge-Kriegsgräberstätte Haus Spital

Auf diesem Friedhof ruhen 816 Kriegstote des Ersten Weltkrieges, vornehmlich Russen, aber auch Polen, Ukrainer, Wolgadeutsche, ein Inder sowie ca. 200 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges aus der ehemaligen Sowjetunion.Der Ehrenfriedhof liegt in der Bauernschaft Schonebeck/ Nienberge und wurde im Ersten Weltkrieg überwiegend von französischen Gefangenen für die Verstorbenen des Gefangenenlagers Haus Spital angelegt. Dieses wurde 1914 in den bereits vorhandenen Baracken des Truppenübungsplatzes Haus Spital der Garnison Münster eingerichtet. Im Laufe der Kriegsjahre kamen etwa 50.000 belgische, englische, französische, italienische, russische und serbische Kriegsgefangene hierhin. Haus Spital wurde zum größten Gefangenenlager in Nordwestdeutschland.1918 besuchte Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., das Lager. Der französische Architekt A. Duthoi, aus Lille, der 52 Monate im Lager verbrachte, gestaltete die Friedhofsanlage; Steinmetze und Schmiede, die mit ihm im Lager waren, halfen bei der Ausführung.Das schmiedeeiserne Eingangstor wurde vom französischen Bildhauer Broucke 1916 gestaltet. Über dem Tor steht der Spruch Requiescant in Pace (Sie mögen ruhen in Frieden). Inmitten der Torflügel sind die griechischen Buchstaben Alpha und Omega (Anfang und Ende) dargestellt. Vom Eingang aus führt ein Weg zu einem Ehrenmal am Ende des Friedhofes. Rechts und links des Weges liegen die Gräber. Auf steinernen Grabstelen sind entweder ein russisch-orthodoxes Kreuz oder die römisch-katholische Form des Kreuzes, der Davidstern oder der Halbmond mit Stern aufgebracht. Einige Grabstelen fallen durch Größe und Form auf. Sie stehen auf Gräbern von höheren Dienstgraden, z.B. Feldwebel. Aus den Gräberreihen hebt sich ein mit Kantensteinen eingefasstes Einzelgrab hervor. Auf einer Stele, wie wir sie auf britischen Soldatenfriedhöfen weltweit finden, stehen die Daten eines indischen Kriegstoten: Ranjka Khan, + 21. Mai 1917.Das Ehrenmal wird durch einen Steinsockel gebildet, über dem sich ein Obelisk erhebt, auf dessen Spitze ein kleines, mit einem Ehrenkranz versehenes Kreuz aufgesetzt wurde. Auf dem Obelisken ist eingemeißelt: Pro Patria (Fürs Vaterland), 1914-1918, Dieu et mon droit (Gott und mein Recht), L´union fait la force (Einigkeit macht stark). Die am Fuße des Obelisken aufgebrachten drei Wappen - das englische Königswappen, das Wappen des russischen Zarenreiches und das belgische Königswappen -, wie auch der auf dem Sockel des Ehrenmals dargestellte gallische Hahn, verkörpern symbolisch die Nationen, die schicksalhaft im Lager zusammengeführt wurden. Auf der Rückseite des Ehrenmals lesen wir die Inschrift Monument eleve par les prisonniers francais a la memoire des soldats des armees alliees morts a Münster inaugure le 1 aout 1915 souscription de leurs camerades anglais, belges, francais et russes (Denkmal, errichtet durch die französischen Gefangenen, zur Erinnerung an die Soldaten der alliierten Armeen, die in Münster gestorben sind, eingeweiht am 1. August 1915 - ihre englischen, belgischen, französischen und russischen Kameraden).Beiderseits des Denkmals sind 770 Namen verstorbener französischer, belgischer und russischer Kriegsgefangener auf Tafeln aufgeführt. Zwischen 1916 und 1918 erfolgten weitere Beisetzungen auf dem Friedhof, zumeist Russen, Franzosen und Belgier, vereinzelt Engländer und Italiener. Nach Kriegsende haben die Franzosen, Belgier, Italiener und Engländer ihre toten Kameraden in die Heimat überführt.Im Zweiten Weltkrieg wurden auf Haus Spital 11 westalliierte Flieger, 23 Franzosen und 53 Italiener beigesetzt. Ferner ca. 200 Kriegstote aus der Sowjetunion, die links vorn und an der linken Hecke zumeist in Sammelgräbern begraben sind. Die Engländer und Franzosen wurden nach dem Krieg in die Heimat überführt. Die Italiener bettete man 1958 auf eine zentrale italienische Kriegsgräberstätte nach Hamburg um.Die Betreuung des Friedhofes lag bis 1945 bei der Verwaltung der Wehrmacht, Standortverwaltung Münster. Danach übernahm das Gut Haus Spital freiwillig die Pflege, die dann von 1949 bis 1974 durch die Amtsverwaltung Roxel offiziell übernommen wurde. Seit 1975 liegt die Obhut für den Russenfriedhof, wie er im Volksmund genannt wird, bei der Stadt Münster.

Seit 1953 ziehen die Messdiener der katholischen Pfarrgemeinde St. Sebastian in Nienberge jedes Jahr nach der ökumenischen Andacht am Abend des 1. November (Allerheiligen) vom Dorffriedhof zur ca. zwei Kilometer entfernten Kriegsgräberstätte. Dort halten sie eine kurze Besinnungs- und Gebetsandacht, um an die Gefangenen und Verstorbenen der Weltkrieges zu gedenken. Im Jahr 2012 wurde diese Tradition in Rjasan, in der russischen Partnerstadt von Münster aufgenommen. An Allerheiligen zog eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern aus Rjasan zum Kriegsgefangenenfriedhof Djagelewo, um an die Kriegstoten beider Weltkriege zu erinnern.

Die vom Volksbund auf der Kriegsgräberstätte aufgestellte sogenannte Legendentafel wird zurzeit überarbeitet. Sie soll mittelfristig durch eine aktuellere Informationstafel ersetzt werden.

Bilder von Münster-Nienberge-Kriegsgräberstätte Haus Spital

Karte der Kriegsgräberstätten


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Landesinformation für Deutschland

Kriegsgräberabkommen in Deutschland

Die Gestaltung, der Bau, die Pflege und Unterhaltung von Kriegsgräberstätten wurden im Inland durch die Bundesregierung im "Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"(Gräbergesetz) sowie in der "Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz? (Gestaltungsrichtlinie Inland) festgeschrieben. Demnach wurde die Herrichtung, Pflege und Unterhaltung der Kriegsgräber im Inland den einzelnen Bundesländern übertragen. Die Länder delegieren die Aufgaben zur Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräber in aller Regel an die nachgeordneten Verwaltungseinheiten (Friedhofsträger). Aufgrund der seitens der Bundesregierung vorgenommenen Aufgabenteilung ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Inland nur beratend tätig, setzt sich jedoch im Rahmen des Möglichen und in Zusammenarbeit mit den Friedhofsträgern für die Erhaltung und Pflege der Kriegsgräberstätten im Inland ein.